Schwaben mit Gutscheinen zu einem Einkauf bewegen...

...ist wie Fische aus dem Faß angeln. Diese Erfahrung hab ich jedenfalls gerade eben machen können, als ich, natürlich ebenfalls angelockt von einem gelben Gutschein, ein halbes Hähnchen zum Kampfpreis von 1,99€ zu meinem Mittagessen auserkoren habe. Denn vor die Delikatesse hat der liebe Gott die Sparwut der Schwaben gesetzt, manifestiert in einer Schlange aus mindestens fünfzehn Mann, die meisten mit verdächtigen gelben Zetteln in der Hand — für eine Imbißbude doch eine beachtliche Kundenzahl, wie ich finde. Der Verkäufer war aber trotz der Hitze von Grill und Sonne hochmotiviert und frohen Mutes, wer mag es ihm verdenken? ;-) Nur gut, daß diesmal auch genug Ware da war...

Auf dem Rückweg konnte ich dann noch das Fundstück der Woche aufstöbern, ohne freundliche Genehmigung des Inhabers der Garage, nur einige Meter von hier weg:

Parken verboten!

Und wehe, seine Marschmusik wird mal zur Geräuschbelästigung... g

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Bahntickets bei Lidl!

Heute morgen konnte ich das gute alte Aldi-PC-Phänomen erstmals live erleben: bei Lidl gab's billige Bahntickets — für einen in Schwaben wohnenden Exil-Mecklenburger natürlich ein Muß! Gleichzeitig aber auch eine schöne Gelegenheit, etwas über Discounter-Psychologie zu erfahren...

Der örtliche Lidl macht, wie jeder andere Lidl wohl auch, jeden Morgen um acht auf. Der Ecki entscheidet sich in einem Anflug von Genialität dafür, schon zehn Minuten früher vor Ort zu sein, quält sich also pflichtbewußt um halb acht aus dem Bett und schwingt sich noch halb schlafend auf sein treues Fahrrad, nur um vor dem Supermarkt dieses Bild zu sehen.

Zunächst sind die Hoffnungen auf ein Bahnticket (oder vielleicht gar zwei?) gedämpft aufgrund der Menschenmenge, aber als die Schlange dann innerhalb der nächsten fünf Minuten nochmal auf das Doppelte der Länge anwächst, kehrt der Optimismus zurück: mag sein, daß die letzten in der Schlange nix mehr kriegen, aber ich, der ich ja mitten drin steh, werd auf jeden Fall noch was abbekommen :-)

Und so öffnen sich die Pforten des Lidl um Punkt acht, und alles stürmt pronto zu den Kassen. Oder, in diesem lokal begrenzten Fall, zur Kasse, denn mehr als eine wird nicht geöffnet. Warum auch, die Schlange steht ja nur durch den halben Laden. Im Vorbeigehen sieht man den ersten Kunden an der Kasse stehen, und die Mitarbeiterin zählt ihm seine eben erstandenen Tickets vor: eins-zwei-drei-vier-fünf... WIEVIELE KRIEGEN DIE DENN?!

Nun denn, lange Zeit tut sich in der Schlange garnichts, und die ersten Kunden werden langsam mürrisch, weil sie ja noch "schaffen", also arbeiten gehen müssen. Ob die Mitarbeiter nicht mal ansagen könnten, wieviele Karten noch vorhanden sind. Ein sinnvoller Vorschlag, was man vor allem daran erkennt, daß der Fragesteller sofort von einem arrogant dreinblickenden Studenten angeblökt wird, daß der Einkauf hier ja freiwillig sei, und man auch gehen könnte, wenn es einem nicht passe.

Gleichzeitig kann man beobachten, wie eine zweite Mitarbeiterin ständig zwischen Lager und Kasse hin- und herpendelt, um ihrer Kollegin an der Kasse immer wieder eine kleine Handvoll Tickets zu überbringen — "aus Sicherheitsgründen" dürfen nämlich nicht zu viele Tickets auf einmal vorne liegen. Kaum der Rede wert, daß diese Vorkehrungen das Vorankommen der Schlange nicht unbedingt fördern.

Nachdem vielleicht fünfzehn Kunden ihre Fahrkarten gekauft haben, kommt eine Nachricht von vorn: es lohne sich nicht mehr, zu warten, denn es seien nur noch dreißig, höchstens vierzig Karten da. Die ersten Kunden auf den hinteren Rängen verabschieden sich. Bei uns, also im Mittelfeld, geht das Gerücht rum, daß es Listen geben soll, auf die man sich eintragen soll, wenn die Tickets aus sind. Die Bahn würde sich dann melden.

Fünf Kunden später tritt der befürchtete Worst Case auch prompt ein: keine Tickets mehr da.

Die Kollegin hat auch gleich eine Excel-Liste ausgedruckt und hinter der Kasse ausgelegt, vor der sich wiederum eine Schlange bildet. Woraufhin sie noch ein zweites leeres Blatt samt Stift auslegt, das aber, typisch deutsch, von den Schlangestehern mal völlig ignoriert wird. Sieht schließlich so überhaupt nicht offiziell aus.

Fazit der ganzen Aktion: eine Stunde Schlangestehen im Lidl (damit hätt ich mit etwas mehr Enthusiasmus richtig Kohle machen können!), von schätzungsweise achtzig Kunden haben etwa zwanzig die gewünschte Ware bekommen. Bei eBay werden die ergatterten Tickets übrigens bereits jetzt mit einem saftigen Aufschlag gehandelt.

Ich selbst bin zwar leer ausgegangen, habe dafür aber eine zweifelhafte (da allein vom Lidl-Chef abhängige) Option auf zwei Karten, und die wertvolle Erkenntnis, daß ich in so einem Saftladen so schnell nicht wieder einkaufen gehe. Fragwürdig, ob diese Promo-Aktion tatsächlich mehr Kunden gewinnt als abstößt...

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Alles Müll! oder: eine Lektion in Bürgerfreundlichkeit

Seit wir hier unten wohnen, sehe ich Rostock, und ganz besonders die Müllpolitik dieser Stadt, mit ganz anderen Augen. Ich erinnere mich an so tolle Dinge wie zwei frei wähl- und kurzfristig bestellbare Sperrmüllabholtermine im Jahr, gelbe und blaue Tonnen, und natürlich den Recyclinghof Lütten Klein, wo man, stets unter der strengen Aufsicht einer etwas murrigen Dame in orange, seine elektronischen Ex-Habseligkeiten für lau entsorgen konnte.

Nun, im Landkreis Böblingen funktioniert die Abfallwirtschaft ein wenig anders... Sicher, es gibt auch hier einen Recyclinghof, nur heißt er hier Wertstoffhof, und dient den hiesigen Bürokraten als Entschuldigung dafür, daß den Einwohnern weder eine gelbe Tonne zur Verfügung gestellt wird, noch die Abholung von gelben Säcken organisiert wird. Man soll doch bitte sämtlichen Abfall mit dem Grünen Punkt zum Wertstoffhof bringen. Der außerhalb der Stadt liegt. Und als ob das als Schikane noch nicht reichen würde, gibt es dort nicht nur einen Container, in den man dann seine Wertstoffe wirft, nein!, der überraschte Zugezogene (schwäbisch: "'Neig'schmeckter") sieht sich mit einer ganzen Reihe von Behältern konfrontiert, die so abstruse Aufschriften tragen wie "Kunststofffolien, größer als A4" oder "Getränkekartons, höchstens 1,5 Liter". Und die Leute fügen sich!! Man sieht allsamstäglich Auto neben Auto stehen, alle mit offenem, zugemülltem Kofferraum, und die Besitzer rennen emsig von einem Container zum nächsten, um den Abfall aus ihren Müllsäcken auch ja korrekt einzusortieren. Und wehe dem, der versucht, seinen gelben Sack wie er ist in den "restliche Wertstoffe"-Behälter zu schmuggeln, — er kommt sich vor wie ein Verbrecher, und sollte sich auch tatsächlich nicht erwischen lassen, denn die Mitarbeiter des Wertstoffhofs haben einen tadelnden Blick drauf, daß einem angst und bange wird. (Naja, bisher hab ich immer erfolgreich schmuggeln können...)

So weit zum grünen Punkt, gehen wir weiter: Papiermüll! In Rostock hatten wir die blaue Tonne, und was waren wir glücklich mit ihr... Ich habe vernommen, daß es sowas hier auch gab, in grauer Vorzeit, als die Abfallbürokraten in Böblingen noch nicht komplett ausgetickt sind. Heute jedenfalls wird die Altpapierabholung einmal im Monat durchgeführt, und zwar von den örtlichen Vereinen! Das heißt, einmal im Monat sammelt die Jugendfeuerwehr, oder auch das Akkordeonorchester, sämtliche Papierstapel auf, die von den Bürgern an den Straßenrand gestellt wurden. Natürlich ordnungsgemäß verschnürt, denn sonst behält man sich vor, das Zeug stehenzulassen. Und selbstverständlich dürfen auch keine Folienreste (sprich, Klebestreifen oder ähnliches) mehr vorhanden sein, denn sonst müssen sie's nicht mitnehmen. Daß sie überhaupt kommen, hängt wiederum von Fortuna ab, denn auch wenn wir bisher Glück hatten und alles abgeholt wurde, was wir rausgestellt haben, soll es durchaus vorkommen, daß trotz Termins einfach mal niemand sammelt. Und dann fügt sich der brave Schwabe, sammelt seine Papierhaufen wieder ein, und wartet auf den nächsten Termin. Oder fährt sie zum Wertstoffhof. So geht's doch auch.

Schlußendlich das Highlight: Sperrmüll. Was haben die Rostocker es gut, zweimal im Jahr kann man bei der Stadtverwaltung Sperrmüll anmelden, und zum Termin einfach alles rausstellen, was man loswerden will, und einen Tag später ist es weg. So oder so ;-) Hier kriegt man Sperrmüllgutscheine, vier pro Jahr. (Muß nur ich jetzt an Lebensmittelkarten denken?) Jeder Gutschein berechtigt zur Entsorgung von einem halben Kubikmeter Sperrmüll, wenn man ihn selbst zum Wertstoffhof bringt, oder aber einem Viertelkubikmeter, falls man so dreist ist und eine Abholung beantragt. Wobei man dann nach schriftlicher Anfrage samt grober Kubikmeterschätzung einen Termin nach Gutdünken der Abfallwirtschaftler zugewiesen bekommt, meist drei Wochen in der Zukunft, an dem man selbstverständlich persönlich zugegen sein muß. Denn jeder weitere über die Gutschein-Freimenge hinaus bereitgestellte Viertelkubikmeter kostet in jedem Falle fünf Euro, die auch sofort einkassiert werden. Wir haben sogar kurz drüber nachgedacht, den Müll, der bei der Renovierung unserer Wohnung angefallen ist, einfach in den leeren Umzugs-LKW zu laden, und in Rostock kostenlos zu entsorgen. Das war uns aber dann doch zu blöd ;-)

Nur gut, daß wir einen Komposthaufen im Garten haben, so bleibt uns wenigstens weiterer potentieller Ärger mit der Biotonne erspart...

Den Streß mit dem grünen Punkt auf dem Wertstoffhof tun wir uns übrigens jetzt nicht mehr an; bei uns wandert alles immer schön in die graue Tonne. Die kostet zwar ab der fünften Abholung im Jahr fünf Euro extra je Abholung, aber das sind mir meine Zeit und meine Nerven durchaus wert. Mit so viel bürokratischem Getue kriegen sie das an sich ja sinnvolle, aber hier völlig überzogene Konzept der Mülltrennung bei mir jedenfalls nicht verankert...

Aber, und das ist die Erkenntnis dieser ganzen Sache: Wir befinden uns hier im Mekka der Bürokraten, und die leben bekanntlich in ihrem eigenen, parallelen Universum — r. und a. aufgepaßt, hier könnt Ihr noch was lernen!

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